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Blockchain

Ethereum "The Merge": Was Sie über das Krypto-Event des Jahres wissen sollten

Bereits im Vorfeld wurde der Ethereum Merge als “das” Krypto-Event des Jahres 2022 gefeiert. Was auf den ersten Blick nach einem Ereignis für Entwickler-Nerds klingt, hat jedoch große Auswirkungen auf den gesamten Kryptosektor und Anleger. Denn Ethereum hat sich innerhalb weniger Jahre zu einer erfolgreichen Alternative zum Bitcoin entwickelt, die zwar nur halb soviel Marktkapitalisierung auf die Waagschale bringt, dafür aber viel mehr Einsatzmöglichkeiten kennt. Erfahren Sie, welches Potenzial die Blockchain birgt und wie sich der Merge auf die künftige Entwicklung von Ethereum und ETH auswirken könnte.

September 16, 2022
4
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FINEXITY
AG
Redaktion

Was ist Ethereum?

Ethereum ist strenggenommen keine Kryptowährung, sondern ein ganzes System auf Blockchain-Basis. Die Digitaldevise, die darin Einsatz findet, heißt Ether (ETH). Die Ethereum-Blockchain selbst besitzt im Gegensatz zum Bitcoin jedoch eine sogenannte Smart-Contract-Funktionalität, durch die Verträge jeglicher Art verwalten, gespeichert und automatisiert werden können, sobald die darin enthaltenen Bedingungen erfüllt sind. Das spart Zeit, Kosten für Intermediäre, wie z.B. Banken oder Notare, und gilt als sehr sicher.

Aktuelle Anwendungsbereiche der Ethereum-Blockchain sind zum Beispiel NFTs (Non Fungible Token), die aufgrund astronomischer Verkaufspreise für digitale Kunstwerke einen regelrechten Hype auslösten. Auch Smart Contracts im Bereich von DeFi (Dezentrales Finanzwesen), der Shared Economy oder der Digitalisierung von Sachwerten gewinnen zunehmend an Bedeutung und können viele Branchen liberalisieren bzw. demokratisieren. Denn die Blockchain macht Vermögenswerte wie Kunst, Immobilienanteile, Private Equity oder bestimmte Formen der Finanzierung, die vielen Privatanlegern bislang vorenthalten waren, für jedermann zugänglich. Auch die Industrie und Verwaltung dürften von Smart Contracts profitieren, da Verträge, Prozesse und Zahlungsströme über die Blockchain schnell, global, sicher und kostengünstig abgewickelt werden können.

Warum erhält die Ethereum-Blockchain ein Update?

Die umfangreichen Möglichkeiten der Ethereum-Blockchain treibt das Interesse an deren Weiterentwicklung. Der geplante Merge soll im Wesentlichen zwei fundamentale Probleme der Blockchain lösen: den hohen Energieaufwand für das Mining und das Skalierungsproblem durch geringe Transaktionszahlen. Das Update soll die Ethereum-Blockchain schneller, sicherer und vor allem nachhaltiger machen. Darüber hinaus drosselt der Merge auch die Ether-Inflationsrate: Die Ausschüttung neuer Ether wird um rund 90 Prozent reduziert, was den Kurs von ETH durch die herbeigeführte “Verknappung” beflügeln könnte.

Was ist der Ethereum Merge?

Als Ethereum Merge wird der Übergang der Ethereum-Blockchain vom Konsensverfahren Proof of Work zum Konsensverfahren Proof of Stake bezeichnet. Die Ethereum-Foundation hat hierzu in den vergangenen Jahren eine neue Blockchain entwickelt, die nun mit der alten Blockchain “gemerged” wird. Mit dem Wechsel auf Proof of Stake endet das Mining, da die Ether-Blockchain ab dann von Validatoren abgesichert wird.

Doch worin unterscheiden sich eigentlich Poof of Stake und Proof of Work? Beim “alten” Verfahren Proof of Work stehen die Nutzer im Netzwerk mit Rechenleistung ("Work") im Wettstreit zueinander: Sie prüfen Transaktionen auf ihre Echtheit und tragen sie verschlüsselt in die Blockchain ein. Nur der Miner, der die Berechnungen als Erster abschließt, erhält als Belohnung z.B. Ether.

Im Gegensatz zu Proof of Work müssen Proof of Stake-Validatoren keine enorme Rechenleistung verwenden, da sie zufällig bestimmt werden und nicht miteinander konkurrieren. Sie müssen nicht unentwegt Blocks minen, sondern nur dann, wenn sie ausgewählt werden, und vorgeschlagene Blöcke validieren, wenn sie nicht ausgewählt sind. Auf diese Weise sinkt der Energiebedarf der Ether-Blockchain aller Erwartung nach um über 99 Prozent. Durch die erhoffte Stromreduktion könnte Ethereum das Image des Klimasünders ablegen und als Vorbild für die Branche gelten.

Welche Chancen birgt Ethereum 2.0 für die Kryptobranche und Anleger?

Marktbeobachter erwarten im Grunde genommen zwei Effekte des Merge: Zum einen könnte die Ethereum-Reform neue Investoren bzw. Spekulanten anlocken, die auf Kursgewinne der Kryptowährung ETH hoffen. Zum anderen dürfte die dezentrale Finanzwelt (DeFi) vom Merge und den damit einhergehenden Verbesserungen der Blockchain profitieren.

Viele Investoren hoffen momentan darauf, dass ETH dank seines “grünen” Images und des verkappten Angebots im Preis steigen - und eventuell sogar den bisherigen Platzhirsch Bitcoin vom Thron stoßen könnte. Im Fachjargon wird dieser Zeitpunkt "Flippening" genannt.

Ob die erhoffte Preissteigerung der Kryptowährung Ether tatsächlich eintreten wird, bleibt abzuwarten. In den vergangenen Monaten war ETH kein rentables Investment. Da Investoren aufgrund der angespannten Marktsituation volatile Anlageformen generell gemieden haben, verlor Ethereum seit Jahresanfang rund 50 Prozent an Wert (Stand: 15. September 2022). Kryptowährungen dürfte auch in Zukunft hohen Schwankungen unterliegen und eignen sich deshalb nur bedingt als alternatives Investment.

Viel spannender ist dagegen das Marktpotenzial der Ethereum-Blockchain, die wie erwähnt viele Bereiche wie der Industrie, Verwaltung, Kunst und Kultur sowie den wichtigen Decentralized Finance Sektor transformieren könnte. Die größte Chance des DeFi-Bereichs besteht darin, dass Nutzer für Transaktionen, Lending, Trading oder Investments in alternative Sachwerte keine Banken und Intermediäre mehr benötigen, sondern Finanzgeschäfte dezentral mit anderen Nutzern tätigen können. Diese autarke Abwicklung kann unter anderem mit niedrigen Gebühren und einem erhöhten Renditepotenzial einhergehen.

Vom Ethereum Blockchain Merge erhofft man sich diesbezüglich eine verbesserte Grundlage, um Geschwindigkeit, Effizienz und Skalierbarkeit des Netzwerks in Zukunft weiter optimieren und das Potenzial der Ethereum Blockchain voll ausschöpfen zu können.