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Die Weinregion Bordeaux: Fine Wine mit Historie

Die Weinregion Bordeaux steht synonym für ausgezeichneten französischen Rotwein und gilt – gemeinsam mit dem Burgund – weltweit als eines der besten Anbaugebiete. Entdecken Sie mit uns die territorialen Besonderheiten der Region, deren historische Entwicklung, berühmte Châteaus und Spitzenweine.

September 3, 2021
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FINEXITY
AG
Redaktion

Die Weinregion zwischen Fluss und Meer

Die Bordeaux-Region befindet sich im Westen Frankreichs. Ihr nördlicher Teil wird von den Flüssen Dordogne und Garonne durchzogen, die sich bei der Stadt Bordeaux in der Gironde vereinen. Dadurch ergeben sich zwei Bereiche: „Rive droite” mit den Appellationen Saint Émilion, Fronsac und Pomerol und „Rive gauche” mit Médoc, Sauternes und Graves.

Das weltweit größte, geschlossene Anbaugebiet ist auf einem Kalksteinsockel gelegen. Der Kies und Schlamm der Garonne hat im Laufe der Jahrhunderte den Boden und Untergrund der Region mit unterschiedlichen Ton- und Steinarten angereichert. Kalkstein, Flusssteine und kieselhaltige Erde bilden die Grundlage für facettenreiche Weine. Auch wird das Weinbaugebiet von der Nähe des Atlantiks beeinflusst, die das Klima mäßigt und den einzigartigen Charakter der vorzüglichen Weine prägt

Das Bordeaux umfasst etwa 120.000 Hektar Rebflächen, die sich auf 57 verschiedene Appellationen verteilen und erstreckt sich über zwei Drittel des Départements der Gironde. Jährlich werden dort von rund 3000 Weingütern knapp sechs Millionen Hektoliter Wein erzeugt. In der Hauptsache rote Rebsorten, doch die Region ist auch für hervorragende Weißweine bekannt.

Geschichtliche Entwicklung

Bordeaux weist eine über 2000 Jahre alte Geschichte auf, deren Anfänge von Kelten, Franken und Römer, die den Weinbau einführten, geprägt ist. Aufgrund der günstigen Lage gewann die Stadt Bordeaux schon in der Antike an Ansehen und entwickelte sich zur Handelsmetropole. Die folgenden Jahrhunderte ließen die Stadt und Region wirtschaftlich erblühen, da Bordeaux-Weine in großen Mengen nach Großbritannien und später in alle Welt exportiert wurden.

Aufgrund der Größe und Vielschichtigkeit des Anbaugebiets war und ist es eine Wissenschaft für sich, die Qualität der Châteaus im Bordeaux zu beurteilen. Deshalb wurde unter Napoleon III die erste Klassifizierung vorgenommen. Zur Weltausstellung 1855 in Paris entschied der wichtigste Zusammenschluss von Weinhändlern im Bordeaux über die Vergabe der fünfstufigen Klassifizierung sehr pragmatisch: Die Weine wurden nicht „gegeneinander“ verkostet. Stattdessen wurde der Ruf der einzelnen Weingüter sowie die für deren Weine erzielten Marktpreise beurteilt. Die einzige Überarbeitung der bis heute gültigen Klassifikation geschah 1973 mit der Beförderung des Château Mouton Rothschild vom Rang des 2e Grand Cru Classé auf den Rang des 1er Grand Cru Classé.

Zu den Weingütern der Klassifizierung von 1855 zählen beispielsweise:

Premier Grand Cru Classé:

  • Château Lafite-Rothschild (Pauillac)
  • Château Latour (Pauillac)
  • Château Margaux (Margaux)
  • Château Mouton-Rothschild (Pauillac), seit 1973, vorher Deuxième Cru
  • Château Haut-Brion (Pessac in Graves)

Deuxième Grand Cru Classé:

  • Château Rausan-Ségla (Margaux)
  • Château Léoville-las-Cases (Saint-Julien)
  • Château Pichon-Longueville-Comtesse de Lalande (Pauillac)

Troisième Grand Cru Classé:

  • Château Lagrange (Saint-Julien)
  • Château Giscours (Labarde-Margaux)
  • Château Cantenac-Brown (Cantenac-Margaux)

Quatrième Grand Cru Classé:

  • Château Branaire-Ducru (Saint-Julien)
  • Château Duhart-Milon-Rothschild (Pauillac)
  • Château Beychevelle (Saint-Julien)

Cinquième Grand Cru Classé: 

  • Château Pontet-Canet (Pauillac)
  • Château Grand-Puy-Lacoste (Pauillac)
  • Château Lynch-Bages (Pauillac)

Die Rotwein-Klassifikation von 1855 deckt jedoch nicht alle Appellationen im Bordeaux ab, weshalb in den Folgejahren und Jahrzehnten noch weitere Klassifikationssysteme in den Nachbarregionen entstanden.

Berühmte Rebsorten und Châteaus

Der klassische Bordeaux-Wein ist ein Cuvée – also ein aus mehreren Rebsorten verschnittener Wein. 85 bis 90 Prozent der Rebflächen im Bordeaux beheimaten rote Rebsorten. Darunter dominieren mit einem Anteil von etwa 90 Prozent Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Merlot. Jedes Weingut hat seine eigene Rebsortenmischung und Vinifikation, wodurch eine ganz besondere Charakteristik der Weine entsteht. Bei den Weißweinen ist Sémillon mit über 50 Prozent die wichtigste Sorte.

Grundsätzlich wird jedes Weingut im Bordeaux als Château (Schloss) bezeichnet, wobei nicht jedes Gebäude dieser architektonischen Messlatte entspricht. Im Médoc und dessen Subregion Pauillac befinden sich einige der berühmtesten Weingüter der Welt: Château Lafite-Rothschild, Château Latour und das Château Mouton-Rothschild. Alle drei gehören gemäß der Bordeaux-Klassifikation von 1855 zu den Premier Cru Classé. Damit besitzt das Weinbaugebiet Médoc gleich drei der fünf als Premier Cru-klassifizierten Châteaus.

Prämierte Spitzenweine aus dem Bordeaux

Das Château Le Pin ist ein kleines Schloss in der Appellation Pomerol, auf der rechten Uferseite des Bordeauxgebietes. Dessen geringe Produktionsmenge von durchschnittlich nur 600-700 Kisten pro Jahr und die sehr hohe Qualität sorgen für Liebhaberpreise, die Le Pin zu einem der teuersten Weine aus dem Bordeaux machen. Eine weitere kleine aber feine Appellation im Pomerol ist das berühmte Château Petrus, dessen legendärer Wein fast zu 100% aus Merlot gekeltert wird.

Mit dem Begriff Bordeaux verbinden Kenner und Liebhaber meist besonders ausdrucksstarke, gehaltvolle, stoffreiche und vor allem teure Weine. Die „großen" Bordeaux-Rotweine reifen mindestens 20 Jahre, um sich vollends zu entfalten. Weinkritiker Robert Parker geht allerdings davon aus, „dass das meiste getrunken wird, bevor es seine Höhe erreicht hat". Das ist gut für Fine Wine Investoren, denn jede geöffnete Flasche eines Ausnahmeweins verknappt das Angebot. Auch, weil in immer mehr Schwellenländern der Weinkonsum zu einem Statussymbol einer wachsenden Mittelschicht geworden ist. 

Investoren schätzen Bordeaux-Weine mit einer Höchstprämierung von 99 oder 100 Parker-Punkten dagegen vor allem als alternative, marktstabile Portfolio-Ergänzung. Dabei gehen Käufer ohne fundiertes Expertenwissen jedoch auch Risiken ein: Wird ein Wein über Jahre hinweg schlecht gelagert, verliert er dramatisch an Qualität und Wert. Fine Wine-Investoren sollten deshalb auf eine möglichst lückenlose Provenienz und fachkundige Lagerung der Flaschen achten – oder für den Investitionsprozess auf das Know-how erfahrener Spezialisten zurückgreifen.