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Grundwissen Geldanlage

Inflation, Rezession, Depression? Wie Anleger auf die herausfordernde Wirtschaftslage reagieren sollten

Die Inflationsrate in Europa liegt derzeit relativ stabil bei rund zehn Prozent. Ein Rekordwert, der zuletzt in der Nachkriegszeit erreicht wurde. Kein Wunder, dass Unternehmen, Verbraucher und Investoren momentan verunsichert sind. Denn einerseits belasten die steigenden Preise für Lebensmittel, Energie und viele andere Dienstleistungen und Produkte die Haushaltskasse bzw. das Sparkonto. Andererseits reichen sogar die steigenden Zinsen nicht aus, um die Rekord-Inflationsrate auch nur annähernd zu kompensieren. Der daraus resultierende Vermögensschwund ist eine Herausforderung für viele Anleger. Erfahren Sie, was man unter Inflation, Rezession und Deflation versteht, und wie sich Investoren jetzt gegen mögliche Finanzmarktrisiken absichern sollten.

December 9, 2022
5
min read
FINEXITY
AG
Redaktion

Inflation: Wenn Geld weniger wert wird

Inflation bedeutet kurz gesagt Geldentwertung. Sie bezeichnet den Anstieg des Preisniveaus in einem Land über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Steigt das allgemeine Preisniveau, kann man für jede Geldeinheit weniger Güter und Dienstleistungen kaufen.

Doch was führt eigentlich zu einer Inflation? Ein Hauptgrund ist die expansive Geldpolitik, bei der die Zentralbank einen Kurs verfolgt, der die Geldmenge anwachsen lässt. Dies führt zwar dazu, dass mehr Geld im Umlauf ist, nicht aber zu unmittelbaren Produktionssteigerungen. Das heißt: Eine steigende Geldmenge trifft auf ein gleichbleibendes Güterangebot. Infolgedessen steigen die Preise und die Kaufkraft sinkt. Nun trifft die jahrelange, expansive Geldpolitik der Notenbanken mit der Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine und den damit verbundenen Negativfolgen für Firmen und Verbraucher aufeinander - was die Inflation noch befeuert hat.

Ein im Zusammenhang mit der Inflation oft genutzter Begriff ist die Teuerungsrate. Diese wird in Deutschland mithilfe des sogenannten Verbraucherpreisindex gemessen. Er simuliert einen haushaltsüblichen, fiktiven „Warenkorb“ bestehend aus Wohnkosten, Energiekosten, Fahrtkosten und Konsumgütern und stellt dar, wie hoch der prozentuale Anteil dieser Ausgaben am jeweiligen Haushaltsbudget ist.

Insgesamt enthält der Warenkorb 650 verschiedene Güterarten, die jedoch unterschiedlich gewichtet werden. Denn Haushalte geben meist mehr Geld für Miete aus, als zum Beispiel für Kleidung. Demnach fallen die Ausgaben für die Miete bei der Berechnung der Inflationsrate stärker ins Gewicht. Natürlich muss dieser Warenkorb laufend aktualisiert und Trends angepasst werden. Deshalb wird die Gewichtung alle fünf Jahre aktualisiert, während die Produkte im Warenkorb laufend angepasst werden, um mit der Lebensrealität mithalten zu können.

Interessant ist auch ein Blick auf einzelne Bestandteile des Warenkorbs bzw. deren Preisänderung: Gegenüber dem Vorjahr war im September 2022 beispielsweise Brennholz 105 % teurer, Sonnenblumenöl kostete 80 %, und Milch 35 % mehr. Anhand aller gewichteten Waren und Dienstleistungen errechnet das Statistische Bundesamt dann den Verbraucherindex, der einen Durchschnitt der Preisveränderungen der enthaltenen Güter im Vergleich zum Vorjahr wiedergibt.

Deflation: Konsumverzicht mit Folgen

Bei einer Preissteigerung spricht man von Inflation, eine Preissenkung nennt man Deflation. Was für Verbraucher gut klingt, ist für die Wirtschaft jedoch ein gefährlicher Zustand, der einen Abwärtsstrudel auslösen kann. Denn obwohl die Preise ins Rutschen kommen und immer weiter sinken, kommt es bei einer Deflation eher zu einem Konsumverzicht: Verbraucher verschieben Ausgaben und Anschaffungen, weil sie auf noch weiter sinkende Preise hoffen.

Infolgedessen senken Unternehmen ihre Gewinnerwartungen, die Investitionsbereitschaft lässt nach und die Produktion wird heruntergefahren. Dadurch werden Betriebseinschränkungen wie Kurzarbeit oder die Schließung ganzer Standorte wahrscheinlich. Die Arbeitslosigkeit steigt und führt zu Einkommensverlusten, die wiederum die Nachfrage nach Konsumgütern schrumpfen und die Steuereinnahmen des Staates sinken lässt.

Weil z.B. die EZB (Europäische Zentralbank) in den vergangenen Jahren oftmals Schwierigkeiten hatte, die Inflationsrate über dem Zwei-Prozent-Ziel zu halten, stand immer mal wieder das “Schreckgespenst Deflation” im Raum. Doch diese Konstellation hat sich seit Ende des vergangenen Jahres komplett gedreht. Nicht mehr die Deflation, sondern die Inflation ist  das beherrschende Thema und könnte in vielen Ländern sogar in eine Rezession münden.

Rezession: Die Wirtschaft schrumpft

Eine Rezession tritt ein, wenn die Wirtschaft nicht wächst, sondern schrumpft bzw. mit einem deutlichen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) verbunden ist. In Europa spricht man von einer Rezession, wenn das BIP des laufenden Jahres zwei Quartale hintereinander unter denen des Vorjahreswertes liegt. Die Rezession ist eine der vier Phasen, die der Konjunkturzyklus einer Volkswirtschaft durchlaufen kann. Sie folgt meist auf die Phase der Hochkonjunktur und kann im schlimmsten Fall in eine Depression übergehen. Ursachen einer Rezession gibt es viele. Aktuell wird die hohe Inflation laut einem Gutachten der Wirtschaftsweisen sehr wahrscheinlich zu einem Rückgang des deutschen BIP um 0,2 Prozent im Jahr 2023 führen. Für dieses Jahr werde noch ein Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent erzielt.

Durch die Inflation, die sich in Deutschland auch 2023 noch auf über sieben Prozent belaufen könnte, sinkt die Kaufkraft und Konsumbereitschaft der Verbraucher, die ihr Geld lieber sparen, statt es für Waren und Güter auszugeben. Infolgedessen kommt es zu einer geringeren Nachfrage, die Industrie produziert weniger und die Arbeitslosigkeit steigt. Hinzu kommen aktuell Lieferschwierigkeiten und hohe Energiepreise, die die Lage für die Wirtschaft noch weiter verschärfen können und die von den Wirtschaftsweisen prognostizierte Rezession begünstigen.

Wie können Anleger ihr Portfolio jetzt schützen?

Bis die von der EZB anvisierten zwei Prozent Inflation wieder erreicht sind und wir uns in einem Konjunkturaufschwung befinden, könnte noch einige Zeit vergehen. Deshalb sollten Anleger jetzt auf die Inflation und bevorstehende Rezession reagieren und ihre Investmentstrategie anpassen. Doch welche Möglichkeiten gibt es, um trotz der herausfordernden Marktphase kurz und mittelfristig Renditen zu erzielen?

Angesichts der steigenden Zinsen scheint Sparen wieder eine Option zu sein. Da aber sogar Festgeld mit einer zehnjährigen Laufzeit nur rund drei Prozent Zinsen erzielt (Stand: November 2022), reicht die Rendite bei weitem nicht aus, um die Inflationsrate von über zehn Prozent zu kompensieren.

Auch die Aktienmärkte könnten noch die ein oder andere Überraschung parat haben. Manche Analysten gehen zwar davon aus, dass die bevorstehende Rezession an den Märkten schon “eingepreist” ist. Dennoch besteht das Risiko, dass gerade verschuldete Konzerne aufgrund der steigenden Zinsen, hohen Energiekosten und geringen Nachfrage in eine finanzielle Schieflage geraten.

Eine Assetklasse, die jedoch in fast jeder Krise Bestand hat, sind Immobilien, aber auch Sammlerobjekte oder Diamanten. So könnten zwar z.B. die Immobilienpreise temporär zurückgehen, doch die regelmäßige “Rendite” - sprich: Mieteinnahmen von Objekten - bleiben bestehen.

Auch im Bezug auf Collectibles, Fine Wine oder Diamanten lässt sich momentan ein Trend erkennen: Viele Investoren schichten ihr Depot um und flüchten in Anlageklassen, die sich relativ unabhängig vom Finanzmarktgeschehen entwickeln. Gerade Kunst, Fine Wine und Classic Cars haben bereits in der Vergangenheit eine sehr geringe Korrelation zu den Märkten aufgewiesen. So ist zum Beispiel der für die Kunstbranche wichtige Mei Moses All Art Index seit den 1950er-Jahren allen Krisen zum Trotz stetig gestiegen. Besonders signifikant ist der Anstieg des Fine Wine-Index Liv-ex 1000, der innerhalb der vergangenen zwölf Monate um fast 20 Prozent zulegen konnte.

Dank spezialisierter Plattformen sind Sachwert-Investitionen in Immobilien, Collectibles oder Diamanten mittlerweile sogar auch für Kleinanleger zugänglich. Bereits ab 500 Euro können Investoren digitale Anteile erwerben und sich auf diese Weise ein diversifiziertes und flexibel handelbares Sachwerte-Portfolio zusammenstellen, das sogar in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Renditechancen birgt.