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Grundwissen Geldanlage

Passives Einkommen: Bürgerbeteiligungen bieten Chancen für Privatinvestoren

Unter passivem Einkommen verstehen viele Anleger Dividenden, Aktienrenditen, Mieterlöse oder Werbeeinnahmen. Doch auch Windräder oder Solarparks können “für einen arbeiten”. Erfahren Sie, wie sich mit den weitläufig noch eher unbekannten, finanziellen Bürgerbeteiligungen attraktive Erlöse generieren lassen und was es dabei zu beachten gilt.

April 19, 2024
6
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FINEXITY
AG
Redaktion

Was sind Bürgerbeteiligungen?

Passives Einkommen ist eine beständige Geldquelle, die sich nach anfänglichen Investitionen bereits durch einen geringen oder keinen zusätzlichen Aufwand erhalten lässt und fortlaufend zumindest einen Teil der monatlichen Lebenshaltungskosten abdeckt. Neben den bereits erwähnten, bekannteren Formen des passiven Einkommens sind auch finanzielle Bürgerbeteiligungen “im Aufwind”. Denn die Beteiligung der Bürger an staatlichen oder kommunalen Maßnahmen gewinnt in Deutschland seit Jahrzehnten an Bedeutung. Aus guten Gründen: Zum einen sollen den Einwohnern mehr Eigenverantwortung und Mitsprache bei der Gestaltung von Prozessen vor Ort, und hier maßgeblich im klassischen kommunalen Aufgabenkreis der “Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft“, eingeräumt werden. Zum anderen sind Bürger in Zeiten leerer Kassen auch finanziell gefordert – und erhalten im Rahmen finanzieller Bürgerbeteiligungen eine Rendite für ihr Investment, die durchaus attraktiv sein kann. 

Eine finanzielle Bürgerbeteiligung umfasst die freiwillige Bereitstellung eigener finanzieller Mittel der Einwohner oder auch anderer Anleger zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben. Dies kann durch die zeitlich begrenzte Mittelüberlassung oder den Erwerb von Beteiligungen an kommunalen Unternehmen oder Projekten erfolgen.

Innerhalb der finanziellen Bürgerbeteiligungen werden meist folgende Möglichkeiten unterschieden:

  • Genossenschaften: Bürger können Mitglieder einer Energiegenossenschaft werden, indem sie Anteile kaufen. Durch diese Mitgliedschaft haben sie Mitspracherecht und können am wirtschaftlichen Erfolg der Genossenschaft teilhaben.
  • Crowdfunding: Anleger können über Online-Plattformen Geld für spezifische Projekte sammeln. Dies ermöglicht es einer großen Anzahl von Menschen, mit kleinen oder größeren Beträgen zu investieren und so Projekte zu unterstützen.
  • Direktinvestitionen: Dabei können Anleger direkt in erneuerbare Energieprojekte investieren, indem sie beispielsweise Anteile an Windparks oder Solaranlagen erwerben. Diese Investitionen können je nach Projektgröße unterschiedlich sein und direkte finanzielle Renditen oder Dividenden abwerfen.
  • Anleihen und Darlehen: Durch den Kauf von Anleihen oder die Vergabe von Darlehen an Energieprojekte stellen Anleger Kapital für das Projekt bereit. Diese Finanzierungsmöglichkeiten bieten oft feste Zinsen oder eine Rückzahlung des investierten Kapitals über einen festgelegten Zeitraum.
  • Nachrangdarlehen: Bürger können auch Nachrangdarlehen bereitstellen, bei denen ihre Rückzahlung im Falle einer Insolvenz des Projekts erst nach anderen Gläubigern erfolgt. Diese Form der Finanzierung birgt ein höheres Risiko, kann aber auch attraktive Zinssätze bieten.

Welche Bürgerbeteiligungs-Projekte gibt es bereits?

Vor allem bei Projekten, die Erneuerbare Energie, Energieeinsparung und Immobilien betreffen, sind Bürgerbeteiligungen verbreitet. Damit profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch die Bürger, die am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben und zugleich die Energiewende unterstützen. Konkret haben unter anderem Stadtwerke und Energiekonzerne Bürgerbeteiligungen im Programm. Die EnBW (Energie Baden-Württemberg) bietet beispielsweise interessierten Bürgern an, sich an einem Solar- oder Windpark finanziell zu beteiligen. Das funktioniert über die Plattform eines Partnerunternehmens, auf der sich Interessenten informieren und registrieren können. Dabei stellt EnBW für die Bürgerbeteiligung in Form eines Darlehens mit qualifiziertem Nachrang eine feste Laufzeit und Verzinsung in Aussicht.

Die Stadtwerke Konstanz setzen ebenfalls auf die Förderung erneuerbarer Energien und ermöglichen ihren Kunden und externen Investoren gleichzeitig eine direkte Beteiligung am bislang zweiten, zukunftsweisenden Solarstrom-Projekt der Stadt. Es unterstreicht das Engagement der Stadtwerke Konstanz für eine nachhaltige Energieversorgung und stärkt die regionale Wirtschaft durch den Ausbau erneuerbarer Energien vor Ort. Denn die Investition in PV-Dachanlagen ist nicht nur ökonomisch sinnvoll, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, indem sie die CO2-Emissionen reduziert und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringert. Im Unterschied zum EnBW-Modell können bei den Stadtwerken Konstanz auch Nicht-Einwohner in die Bürgerbeteiligung investieren.

Wie rentabel sind Bürgerbeteiligungen?

Bei einer Beteiligung in Form eines Nachrangdarlehens am Windpark Häusern haben Anleger laut EnBW beispielsweise die Möglichkeit, ab 500 Euro zu investieren. Dabei gilt eine Verzinsung von 5,75 % p. a. über eine Laufzeit von sieben Jahren. Zeichnungsberechtigt sind allerdings nur Einwohner mit Erst- oder Zweitwohnsitz der Gemeinde. Die Stadtwerke Konstanz bieten bei ihrer Solarpark-Bürgerbeteiligung unterschiedliche Zinssätze für Kunden und Nicht-Kunden: 3 % Zinsen sollen “ÖkostromPlus-Kunden” erhalten, 2,5 % alle sonstigen Anleger.

Was sollten interessierte Anleger beachten?

Das Angebot an finanziellen Bürgerbeteiligungen wächst in Deutschland stetig. Interessierte Investoren sollten sich – wie bei jeder Form der Geldanlage – jedoch erst gut über den Anbieter und die Seriosität des Angebots informieren. Auch handelt es sich bei vielen finanziellen Bürgerbeteiligungen um Nachrangdarlehen. Wie der Name schon suggeriert, werden dabei im Fall einer Insolvenz der Projektgesellschaft die in Aussicht gestellten Zinszahlungen und die Rückzahlung der zur Verfügung gestellten Darlehen nachrangig behandelt. Zunächst würden also Gläubiger ohne Rangrücktritt, wie beispielsweise Banken, bedient.